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Wichtel, Wunder, Weihnachtsmord

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Leserstimmen

"Ihr sucht nach einem Super-Weihnachtsgeschenk für Krimi-Fans? Hier sind 24 Kurzkrimis von bekannten oder preisgekrönten oder aufsteigenden Autoren, wie Michael Thode, Andreas Eschbach, Christiane Dieckerhoff und viele mehr. Insbesondere die Kurzkrimis von Michael Thode liebe ich: kurzweilig, spannend und lesenswert."

 

Thalia-Rezensent

„Alles in allem ein gelungenes Buchprojekt, damit man mit einer guten Tasse Tee am Kaminfeuer ... spannende Geschichten lesen kann.”

Amazon-Rezensent

Wer Weihnachtskrimis mag, wird an diesem Buch seine Freude haben.

Bücher.de-Rezensent

„Jede Geschichte war spannend und kreativ für sich, jede so individuell und unterhaltsam. Ich ... kann es sehr empfehlen.”

Amazon-Rezensent

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24 Kurz-
geschichten

"Ich bin begeistert. Wer jeden Tag eine spannende Geschichte lesen mag und sich so die Zeit bis Heiligabend spannend vertreiben will, dem lege ich dieses Buch ans Herz.

Amazon-Rezensent

Leseprobe

Ein nasses Grab

Freitag, 23. Dezember, 09:30 Uhr

Caroline

Vor zwei Wochen hat der Nachrichtensprecher zum ersten Mal davon geredet, dass wir in Norddeutschland weiße Weihnachten feiern werden. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das zum letzten Mal hatten: Schnee am Heiligen Abend!

Tatsächlich sind die Temperaturen vorgestern deutlich unter den Gefrierpunkt gefallen, und seit gestern rieseln zarte Schneeflocken vom Himmel.

Zur Sicherheit habe ich noch einmal mit dem Kapitän der Nordwind telefoniert. Er hat mir versichert, dass die Seebestattung heute stattfinden kann, denn weder ist die Ostsee zugeforen, noch ist Sturm angesagt.

Ich habe für die Fahrt von Hamburg nach Kiel bei diesen Wetterverhältnissen zweieinhalb Stunden eingeplant, was sich leider als sehr knappe Kalkulation herausstellt. Auf der Autobahn ist seit zehn Kilometern nur eine Spur befahrbar, und jetzt muss ich mich auch noch in eine Kolonne einreihen, die mit knapp 35 Stundenkilometern hinter einem Streufahrzeug herkriecht.

Laut Navigationsgerät werde ich um 09:45 Uhr in Kiel am Sporthafen Blücherbrücke ankommen. Dort soll die Nordwind um 10 Uhr ablegen, um Mama auf der Ostsee zu ihrer letzten Ruhestatt zu bringen. Das wird knapp!

Mama liebte die Weihnachtszeit. Sicherlich hätte sie den Blick von der Terasse auf den weiß gepuderten Park, die prachtvollen Tannen und die festlichen Lichterketten sehr genossen.

Die Entscheidung, sie ausgerechnet in der Adventszeit sterben zu lassen, ist mir nicht leichtgefallen.

 * * *

Maja

Der Taxifahrer setzt mich direkt am Sporthafen Blücherbrücke ab. Seit gestern tänzeln feine Flocken vom Himmel. Sie haben Norddeutschland mittlerweile unter eine dichte Schneedecke gelegt. Ich ziehe meine Mütze tiefer ins Gesicht und klappe den Kragen meines Wollmantels hoch.

Ich hasse die Kälte, und ich hasse den Schnee.

Es liegen nur wenige Boote im Hafen, Eines von ihnen ist die Nordwind. Sie wirkt mit dem weißen Rumpf und der eleganten Silhouette nicht wie ein Schiff, das in einer halben Stunde zu einer Seebestattung ablegen wird, sondern wie ein Motorjacht, die ihre Passagiere zu einer exklusiven Kreuzfahrt erwartet. Die Flagge ist am Heck auf halbmast gesetzt - ein unmissverständliches Zeichen dafür, dass die Nordwind heute nicht für Spaß und Entspannung steht, sondern für Abschied und Trauer.

Auf dem Pier räumt ein Mann, der mit eleganten Halbschuhen, schwarzer Anzugshose und dunklem Anorak bekleidet ist, den Schnee.

Der Kapitän kommt auf mich zu. Er begrüßt mich freundlich, bietet mir seinen Arm als Stütze an und führt mich ur Gangway. Er hilft mir an Bord der Nordwind, bringt mich zum Salon und öffnet mir die Tür.

Dort sitzen bereits Mamas Geschwister Heidi, Helga und Horst in wohliger Wärme an einem schön gedeckten Tisch. Außerdem sind Mamas engsten Freundinnen Edith, Ute und Telse gekommen. Die Abschiedszeremonie wird im engsten Familien- und Freundeskreis stattfinden.

Ich nicke ihnen kurz zu und wende meinen Blick zur Urne. Sie ist neben dem Eingang aufgebahrt und himmelblau gefärbt. In ihrer Mitte ist ein weißes Segelboot aufgemalt. Die Urne ist mit einem Kranz aus roten Rosen geschmückt.

Mamas Lieblingsblumen.

Schon bald wird die Urne sich im eiskalten Ostseewasser auflösen und die Asche in ihre nasses Grab aufnehmen.

Ein furchtbarer Gedanke!

Neben der Urne stehen zwei Bilder. Links sind Mama und Papa gemeinsam im Urlaub auf Juist zu sehen. Rechts sieht man Mama, meine Schwester Caroline und mich letztes Jahr am heiligen Abend.

Wenigstens zu Mamas Seebestattung hätte Caroline pünktlich erscheinen können! Ich trete an die Urne heran und berühre sie mit meinen Fingerspitzen. Jetzt hat Caroline also nicht nur Papa auf dem Gewissen, sondern auch Mama.

* * *

Caroline

 

Die Straßenverhältnisse in Kiel sind viel chaotischer, als ich angenommen habe, und ich erreiche den Sporthafen Blücherbrücke erst um 10 Uhr. Ich springe aus dem Wagen, streife meine Jacke über, greife meine Umhängetasche und eile zur Nordwind.

Aus dem Schornstein steigt eine dünne Rauschfahne, und ich höre das tiefe Brummen der Motoren. Über die Gangway verlassen drei dunkel gekleidete Männder das Schiff.

Einer von ihnen trägt eine Kapitänsmütze. Er kommt direkt auf mich zu und begrüßt mich freundlich. Er bietet mir seinen Arm zum Einhaken an, nickt in Richtung der Nordwind und sagt mit seiner gütigen Stimme: "Wir sind klar zum Ablegen!"

Die beiden anderen Männer gehen zum Bug und zum Heck des Schiffes, um die Leinen loszuwerfen.

* * *

Maja

 

Die Tür schwingt auf, und der Kapitän betritt den Salon gemeinsam mit meiner Schwester.

"Hallo, ihr Lieben", sagt Caroline leise. Sie bleibt neben dem Kapitän stehen, senkt den Kopf und heuchelt Betroffenheit.

Der Kapitän übernimmt das Wort. "Sehr geehrte Trauergäste. Wir werden jetzt ablegen und Kurs nehmen auf die Beisetzungsposition im Stoller Grund. Er befindet sich westlich des Kieler Leuchtturms. Abgesehen von dem Schneefall erwartet uns heute kaum nennenswerter Wind und nur wenig Seegang. Wir werden rund sechzig Minuten brauchen, bis wir unser Ziel erreichen. In der Zwischenzeit versorgen meine Mitarbeiter Sie sehr gern mit Getränken Ihrer Wahl. Im Anschluss an die feierliche Bestattung haben wir eine Kaffeetafel für Sie vorbereitet."

Der Kapitän nickt uns pietätvoll zu und verlässt den Salon. Wenige Augenblicke später erhöht sich die Drehzahl der Motoren, und die Nordwind löst sich vom Pier.

Währenddessen kommt Caroline zu unserem Tisch. Sie geht von Platz zu Platz und begrüßt jeden mit einer Umarmung: Heidi, Helga, Horst, Edith, Ute, Telse - und schließlich auch mich.

Je näher sie mir kommt, desto schwerer fällt mir das Atmen. Der bloße Gedanke, dass sie ihre Arme gleich um mich schlingen wird, schnürt mir den Hals zu.

"Gut siehst du aus, Maja", sagt sie, als sie mir gegenübersteht und ihre Arme nach mir ausstreckt.

Ich reagiere nicht. Weder erwidere ich ihr Begrüßungsritual, noch gebe ich ihr eine Antwort.

Du verdammte Lügnerin, würde ich ihr am liebsten an den Kopf werfen, denn normalerweise höre ich von ihr Sätze wie: Dünn bist du geworden! Oder: Blass siehst du aus! Oder: Wenn du nicht mehr isst, wirst du bald wieder in der Klinik landen!

Caroline lässt mich rasch wieder los und streicht stattdessen über meinen Oberarm. Sie sagt: "Ich habe dir deinen Lieblings-Honig mitgebracht."

Ich bin fünfunddreißig Jahre alt und kann auf deine unehrliche Fürsorge gut verzichten, liegt mir auf der Zunge, oder besser: Versuche jetzt bloß nicht, in Mamas Rolle zu schlüpfen, du elendiges Miststück!

"Danke", murmele ich stattdessen und denke an das Geschenk, das ich für Caroline mitgebracht habe: Pentobarbital - ein Medikament, das in der Tiermedizin zum Einschläfern und in den USA zur Vollstreckung von Todesurteilen genutzt wird.

Die Fortsetzung ist in "Wichtel, Wunder, Weihnachtsmord" zu finden.

 

 

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