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Winter, Weihrauch, Wasserleiche

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Leserstimmen

"Vorweihnachtszeit ohne Krimis geht einfach nicht. Vor allem nicht, wenn sie so vielschichtig, vielseitig, fesselnd und spannend sind, wie in diesem Krimi-Adventskalender. Ich habe diesen etwas anderen Adventskalender in seiner Vielfältigkeit sehr genossen – auch wenn es bis Weihnachten noch etwas hin ist."

 

Weltbild-Rezensent

„Alles in allem ein gelungenes Buchprojekt, damit man mit einer guten Tasse Tee am Kaminfeuer ... spannende Geschichten lesen kann.”

Amazon-Rezensent

"Ich habe diesen etwas anderen Adventskalender in seiner Vielfältigkeit sehr genossen – auch wenn es bis Weihnachten noch etwas hin ist."

Amazon-Rezensent

„Jede Geschichte war spannend und kreativ für sich, jede so individuell und unterhaltsam. Ich ... kann es sehr empfehlen.”

Amazon Rezensent

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24 Kurz- geschichten

"Ich konnte nicht warten, bis die Adventszeit endlich beginnt, und habe zwischendurch schon immer mal die ein oder andere Geschichte gelesen. Nun ist der „Kalender“ leider schon ausgelesen und ich bin einfach nur begeistert.

Amazon-Rezensent

Leseprobe

Wo ist Ole?

Insel Amrum,

Kapitänshaus der Familie Andresen,

Heiligabend, 18:00 Uhr

Ida Andresen legte größten Wert auf Familientraditionen. Das galt ganz besonders für dieses Weihnachtsfest. Es würde ihr letztes sein.

Die Familie saß zum Festessen in der "guten Stube" beisammen, die nur für besondere Anlässe genutzt wurde.

Ida und ihre Schwiegertochter Marieke trugen die typischen Amrumer Tracht, die im Wesentlichen aus einem dunkelblauen Trägerrock, einer weißen, aufwändig verzierten Schürze und einem filigranen Brustschmuck aus Silber bestand.

Peer hatte das Hemd bis oben hin zugeknöpft, die Krawatte eng um den Hals gelegt und seinen besten Anzug angezogen.

In der Mitte des Tisches stand eine Schüssel Labskaus - eine gestampfte Mischung aus Kartoffeln, Gurken und Pökelfleisch. Dazu gab es Rollmops, Zwiebeln und Rote Bete. Selbstverständlich aßen sie vom "guten Geschirr".

Ein prächtig geschmückter Weihnachtsbaum zierte den Raum. Peer hatte die Nordmanntanne am vierten Advent von der Halbinsel Nordstrand geholt.

Wenn Ida von der "ganzen Familie" sprach, dann meinte sie damit zum einen ihren Sohn Peer und dessen Frau Marieke, die gemeinsam mit ihr in dem reetgedeckten Kapitänshaus auf Amrum lebten. Zum anderen meinte sie damit ihren Sohn Ole, seine Frau Charlotte und die Kinder Paula und Max. Ole lebte mit seiner Familie in Frankfurt. Sie kamen nur äußerst selten zu Besuch. In den vergangenen Jahren waren sie nur noch nach Amrum gekommen, um Weihnachten auf der Insel zu verbringen.

Heute Abend saßen Ida, Peer und Marieke Andresen alleine in der guten Stube. Abgesehen vom Klappern des Geschirrs herrschte Stille.

"Das Labskaus ist sehr lecker", murmelte Peer.

Ida stocherte lustlos in dem Essen herum. Sie führte ihre Gabel zum Mund, brach jedoch auf halbem Weg ab und legte sie zurück auf den Teller. "Es ist eine Katastrophe!"

Marieke hörte auf zu kauen und starrte Ida an. "Aber..."

Peer legte die Gabel ebenfalls beiseite. "Das ist ungerecht, Mama!"

Idas Geschichtezüge waren versteinert. "Ihr wisst ganz genau, was ich meine!"

Marieke stammelte. "In den letzten Jahren hat mein Labskaus dir immer geschmeckt. Ich habe es nach deinem Rezept..."

Ida ließ sich nicht beirren. "Für mich ist heute kein Weihnachten!"

Peer stöhnte. "Mama, bitte!"

"Ihr könnt sagen, was ihr wollt!", rief Ida und zerknüllte ihre Serviette. "Ohne Ole ist für mich kein Weihnachten!"

​​

 * * *

Halbinsel Nordstrand,

Hafen Strucklahnungshörn,

Vierter Advent

Peer blickte auf seine Armbanduhr. Sie zeigte 08:15 Uhr. Am Horizont wurde es langsam hell. Noch fünf Tage bis Weihnachten.

Peer war mit der IDA bereits gestern von Amrum nach Strucklahnungshörn gesegelt, da der Hin- und Rückweg durch das schleswig-holsteinische Wattenmeer an einem Tag nicht zu schaffen war. So ruhig die See bei der voherrschenden Windgeschwindigkeit von 10 Knoten auch war, so ungnädig zeigte sich das Wetter: Seit zwei Tagen nieselte es ununterbrochen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt.

Die IDA war ein knapp zehn Meter langes, schwarzes Plattbodenschiff mit braunen Segeln. Die Besonderheit des Schiffes war, dass es durch seinen flachen Rumpf bei Ebbe problemlos im Wattenmeer trockenfallen konnte.

Peers Vater hatte das Segelschiff vor rund drei Jahrzehnten gekauft und nach seiner Frau benannt. Schon damals war sein Vater jedes Jahr in der Adventszeit mit der IDA nach Strucklahnungshörn gesegelt und hatte den Weihnachtsbaum dort abgeholt. Nach dem Tod seines Vaters hatte Peer diese Tradition weitergeführt.

Peer verband mit der IDA eine glückliche Jugend und unzählige Segeltörns auf der Nordsee. Auch heute noch verbrachten Peer und Marieke die Wochenenden und die Sommerurlaube zumeist auf dem Wasser.

Direkt neben Peer stand Idas Schwester Beeke. Sie hatte Amrum direkt nach dem Schulabschluss verlassen und einen Landwirt auf Nordstrand geheiratet. Hier bewirtschaftete sie gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Söhnen 80 Hektar Land. Neben Ackerbau und Viehzucht gehörte der Tannenbaumverkauf zur Weihnachtszeit zu einem der Standbeine des Bauernhofes.

"Hier ist das Prachtstück!", sagte Beeke und zwinkerte Peer zu. Sie öffnete die Hecktür ihre Land Rover Defender, zog sich Arbeitshandschuhe an und nahm eine Nordmanntanne heraus. Beeke lachte: "Ida behauptet immer, dass man auf Amrum keine ordentlichen Weihnachtsbäume bekommt."

Peer bemühte sich um ein Lächeln. "So lange Mama lebt, wird sie darauf bestehen, dass wir den Baum hier bei euch abholen. Mit der IDA, so wie Papa es immer getan hat. Du weißt ja, wie wichtig diese Tradition für Mama ist."

Beeke nickte bloß und ging nicht weiter auf Peers Worte ein. Beide wussten, dass es aufgrund ihrer Krankheit wohl Idas letztes Weihnachtsfest sein würde.

"Glühwein?" Beeke drückte Peer die Tanne in die Hand und holte eine Thermoskanne aus dem Geländewagen.

"Gute Idee!"

Die beiden standen schweigend nebeneinander und tranken aus dampfenden Bechern. Plötzlich ging ein Ruck durch Beekes Körper - so, als sei ihr gerade in diesem Moment etwas Wichtiges eingefallen: "Sag mal, wo sind eigentlich Ole und Charlotte mit den Kindern? Sie segeln doch sonst immer gemeinsam mit dir zurück nach Amrum!"

Peer zuckte mit den Schultern. "Kein Ahnung."

"Hat Ole sich denn gar nicht bei dir gemeldet?"

"Nee", erwiderte Peer. "Das wundert mich mittlerweile aber auch nicht mehr."

Beeke verstand, dass dieses Thema damit abgehakt war. Sie steckte Peer die Thermoskanne zu und verabschiedete sich. "Damit dir auf dem Rückweg nicht kalt wird!"

Peer vertäute die Tanne auf dem Deck der IDA, startete den Schiffsmotor und löste die Leinen. Dann ging er zur Pinne und kuppelte den Vorwärtsgang ein.

Die IDA bewegte sich schon von der Kaimauer weg, als ein Hupen durch den Hafen schallte. Dann röhrte ein Sportwagen an der Kaimauer entlang und hielt auf dem Parkplatz. Ole stieg aus und brüllte: "Ey, Peer! Willst du etwa ohne mich fahren?"

 * * *

Insel Amrum,

Wohnhaus der Familie Andresen,

Heiligabend, 18:05 Uhr

 

 Ida schob den Teller demonstrativ von sich. "Ich verstehe nicht, warum Ole nicht hier ist!"

Peer rieb sich zunächst die Stirn, dann antwortete er: "Er hat mir eine Nachricht geschrieben. Die Kinder sind krank. Er meldet sich, wenn zu Hause alles wieder in Ordnung ist."

Ida schüttelte den Kopf. "Warum meldet er sich nicht bei mir? Ich bin schließlich seine Mutter!"

Peer faltete die Hände im Schoß. "Er wollte dich nicht beunruhigen!"

Ida sah ihn mißtrauisch an. "So, wie ihr letztes Jahr auseinandergegangen seid, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass du ihn am Hafen hast stehen lassen."

Peer schüttelte vehement den Kopf. "Ole ist nicht am Hafen gewesen, Mama!"

Die Fortsetzung ist in "Winter, Weihrauch, Wasserleiche" zu finden.

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